Walt Whitman, Tagebucheintrag um den 3. April 1882:
Die große Unruhe, an der wir teilhaben
Meine Gedanken ergingen sich in riesigen und mystischen Strömen, als ich heute in der Einsamkeit und im Halbschatten am Fluß saß, und kehrten im großen und ganzen zu zwei Grundgedanken zurück. Eines der Themen, an dem ich immer gehangen habe, jedoch nie in einem Gedicht zu verarbeiten vermochte, ist das der beiden Triebkräfte des Menschen und des Universums - in letzterem die unaufhörliche Unruhe der Schöpfung (siehe Anmerkung), Exfoliation (Darwins Evolution, vermute ich). Was in der Tat ist die Natur anderes als Veränderung in all ihren sichtbaren und noch mehr ihren unsichtbaren Prozessen? Oder was ist die Menschheit in all ihrem Glauben, ihrer Liebe, ihrem Heroismus, ihrer Poesie, selbst Moral anderes als Bewegung?
(Tagebuch, S. 280 f., Leipzig 1985, Reclam)
Dazu merkt Whitman an (er scheint zu zitieren):
"Vor 50000 Jahren war das Sternbild des Großen Bären oder Großen Wagens ein strahlendes Kreuz; in 100000 Jahren wird der imaginäre Wagen völlig entzwei sein, und die Sterne, die den Wagenkasten und die Deichsel bilden, werden ihre Standorte gewechselt haben. Die unklaren Neben bewegen sich, und überdies wirbeln sie herum in großen Spiralen, manche in diese Richtung, manche in eine andere. Jedes Molekül von Materie in dem ganzen Universum schwingt hin und her; jedes Partikelchen Äther im Raum inst in gallertartiger Vibration. Licht ist eine Form der Bewegung, Wärme eine andere, Elektrizität noch eine, Magnetismus noch eine andere, Schall wieder eine. Jeder menschliche Sinn ist das Resultat von Bewegung; jede Wahrnehmung, jeder Gedanke ist nichts als Bewegung von Molekülen des Gehirns, übersetzt durch das unbegreifliche Ding, da wir Geist nennen. Der Prozeß des Wachstums, der Existenz, des Verfalls, ob in Welten oder in winzigsten Organismen, ist einzig Bewegung." (S. 320)
(Bilder des Großen Wagens vor 50000 und in 100000 Jahren?)