Der Planet brennt

Spätsommer 2006, Ende August, wir saßen noch lange, fast bis zur Morgendämmerung im Freien, hatten auch schon einige Flaschen Wein geleert, fühlten uns aber noch ziemlich nüchtern. (Man darf vor allem nicht durcheinandertrinken, man muss beim Wein bleiben, das ist der Trick.)

Ich sagte zum Andern Franz, dass nunmehr das Planetensystem Zuwachs bekommen habe, dass weitere Plutos dazugekommen seien. Er aber sagte, das Gegenteil sei wahr, auch Pluto wäre nun kein Planet mehr (denn die Internationale Astronomische Union (IAU) hatte tatsächlich überraschend so abgestimmt.)

Darauf sagte ich, im Altertum und im Mittelalter habe man als Planeten solche Himmelskörper bezeichnet, die sich regelmäßig relativ zum Fixsternhimmel bewegen, also auch Sonne und Mond; mit dem Beginn der Neuzeit habe man dann darunter alle größeren Körper verstanden, die eigenständig um die Sonne kreisen; aber jetzt scheint die Zeit gekommen zu sein, wo es um die physikalische Definition von "Planet" gehe, auch bei anderen Sonnensystemen.

Er könne sich an seine Kindheit erinnern, sagte der Andere Franz, dass sein Vater gelegentlich recht hintergründig tat, indem er "Heut brennt er wieder, der Planet" sagte und dabei auf die Sonne zeigte, wenn es sehr heiss war. Ein Studentenscherz vielleicht, den sein Vater aufgeschnappt hatte, und der noch ein paar Jahrzehnte, also bis etwa 1960/70, nachwirkte.

Ich erzählte dem Andern Franz dann noch etwas von Hegel und der Entdeckung der Ceres 1801. Hegel sei deswegen in einen schlimmen Verruf geraten, wenngleich er letztendlich sogar recht behalten hatte.

Siehe auch: Die Asteroiden und die Philosophen.


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